Was versteht man unter Lernen?

Bildung ist nicht das Füllen eines Eimers, sondern das Entzünden eines Feuers: Was es wirklich bedeutet, zu lernen

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Als Lerncoach habe ich das Privileg, Schüler und Studenten auf ihrem Bildungsweg zu begleiten und ihnen dabei zu helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Immer wieder stoße ich auf das berühmte Zitat des Bildungsphilosophen William Butler Yeats:
"Bildung ist nicht das Füllen eines Eimers, sondern das Entzünden eines Feuers."
Dieses Zitat bringt auf den Punkt, was meiner Meinung nach das wahre Wesen von Bildung ausmacht.

In einer Zeit, in der der Druck auf schulische Leistungen oft überwiegt und das Lernen manchmal als eine reine Informationsaufnahme betrachtet wird, möchte ich tiefer auf die Bedeutung dieses Zitats eingehen. Bildung ist viel mehr als das Auswendiglernen von Fakten – sie ist ein Prozess, der Neugierde, Leidenschaft und eigenständiges Denken fördert. In diesem Artikel werde ich erläutern, warum und wie wir das „Feuer des Lernens“ in unseren Schülern entfachen können.


Lernen als aktiver Prozess

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Oft wird Bildung mit dem reinen Vermitteln von Wissen gleichgesetzt – als ob man Wissen wie Wasser in einen leeren Eimer gießt. Dieser Ansatz setzt voraus, dass Schüler passiv sind und einfach nur Informationen aufnehmen müssen. Doch wirkliche Bildung ist ein aktiver Prozess, bei dem Schüler die Welt um sich herum erkunden, eigene Fragen stellen und Antworten finden. Lernen bedeutet, Verbindungen herzustellen und über die reine Informationsaufnahme hinauszugehen.

Lernen ist kein einseitiger Akt. Es erfordert, dass Schüler aktiv an ihrem eigenen Lernprozess beteiligt sind. Sie sollten ermutigt werden, Fragen zu stellen, ihre Neugierde zu entfalten und mit Begeisterung nach Lösungen zu suchen. Als Lerncoach ist es meine Aufgabe, diese Begeisterung zu wecken, indem ich ihnen nicht einfach nur Antworten gebe, sondern ihnen Werkzeuge und Strategien an die Hand gebe, um selbstständig zu denken.


2. Die Rolle der Motivation und Leidenschaft

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Eines der größten Hindernisse im Bildungsprozess ist fehlende Motivation. Schüler, die nur darauf trainiert werden, Informationen zu speichern, haben oft Schwierigkeiten, den Sinn hinter dem Lernen zu sehen. Sie sind nicht wirklich „brennend“ interessiert, sondern lernen für eine Prüfung, für eine Note – für den Eimer, der gefüllt werden muss.

Wenn wir das „Feuer“ entzünden wollen, müssen wir Wege finden, die intrinsische Motivation unserer Schüler zu stärken. Dies kann durch personalisiertes Lernen geschehen, bei dem die Interessen und Stärken des Einzelnen berücksichtigt werden. Wenn ein Schüler das Gefühl hat, dass das, was er lernt, relevant für seine eigene Welt ist, wird er mit mehr Leidenschaft und Interesse lernen.

Albert Einstein sagte einmal:
"Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig."
Es ist diese Neugierde, die den Funken entzündet und das Feuer des Lernens am Brennen hält.


3. Kreativität und kritisches Denken fördern

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Das Füllen eines Eimers ist ein mechanischer Vorgang – es gibt wenig Raum für Kreativität oder Eigeninitiative. Doch Bildung sollte genau das Gegenteil sein: ein Raum, in dem kreatives Denken und Problemlösung im Vordergrund stehen. Wir müssen Schüler dazu ermutigen, über den Tellerrand hinauszublicken und Probleme aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.

Das „Entzünden eines Feuers“ bedeutet, den Schülern nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern sie auch zu ermutigen, dieses Wissen auf neue und kreative Weise anzuwenden. Dabei geht es darum, kritisches Denken zu fördern – die Fähigkeit, Informationen zu hinterfragen, zu analysieren und eigenständige Schlussfolgerungen zu ziehen.

Praktisch bedeutet das, dass wir als Lehrer und Coaches den Schülern nicht nur Lösungen präsentieren, sondern sie auch in den Prozess des Problemlösens einbeziehen. Fragen wie „Was denkst du?“, „Wie würdest du dieses Problem angehen?“ oder „Welche anderen Lösungen könnten wir in Betracht ziehen?“ sind Schlüssel, um das kreative Denken zu fördern.


4. Langfristige Entwicklung und lebenslanges Lernen

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Ein weiteres Problem beim „Füllen des Eimers“ ist die Kurzfristigkeit des Wissens. Informationen, die rein für Prüfungen gelernt werden, verschwinden oft schnell wieder aus dem Gedächtnis. Das „Entzünden eines Feuers“ hingegen legt den Grundstein für lebenslanges Lernen.

Wenn Schüler lernen, wie sie selbstständig denken, wie sie kreativ Probleme lösen und wie sie ihre Neugierde nutzen, entwickeln sie Fähigkeiten, die weit über das Klassenzimmer hinausreichen. Bildung sollte nicht das Ziel haben, nur kurzfristige Erfolge zu erzielen, sondern Menschen dazu befähigen, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Ein Schüler, der das „Feuer des Lernens“ in sich trägt, wird auch nach dem Schulabschluss weiterhin Fragen stellen, neue Dinge lernen und sich anpassen. Dies ist eine der wichtigsten Fähigkeiten in unserer sich ständig verändernden Welt.


5. Die Rolle des Lehrers als „Entzünder“

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Als Lerncoach sehe ich meine Rolle nicht darin, einfach nur Inhalte zu vermitteln. Ich verstehe mich als Mentor und Wegweiser, der Schüler dazu inspiriert, ihr eigenes Lernfeuer zu entfachen. Ein guter Lehrer oder Coach ist jemand, der nicht nur Wissen weitergibt, sondern die Lernenden dazu befähigt, selbst aktiv zu werden.

Um das zu erreichen, müssen wir als Lehrende Vorbilder sein. Unsere eigene Begeisterung und Leidenschaft für das Thema wirkt oft ansteckend. Wenn Schüler sehen, dass wir selbst von der Materie fasziniert sind, fühlen sie sich eher inspiriert, dieses Feuer in sich selbst zu entfachen.


Fazit: Das Feuer des Lernens

Bildung ist weit mehr als das bloße Einfüllen von Wissen in leere Köpfe. Es geht darum, Schüler zu ermutigen, eigene Fragen zu stellen, ihre Neugierde zu wecken und sie auf ihrem Weg zu begleiten, eigenständig zu denken und zu lernen. Wenn wir es schaffen, dieses „Feuer“ zu entfachen, werden unsere Schüler nicht nur bessere Leistungen erzielen, sondern auch die Fähigkeit entwickeln, sich lebenslang weiterzubilden.

Das Zitat von Yeats erinnert uns daran, dass wahre Bildung nicht auf kurzfristige Wissensaneignung abzielt, sondern auf die Entfaltung von Potenzialen und die Entwicklung von Fähigkeiten, die ein Leben lang bestehen bleiben. Unsere Aufgabe als Lernende und Lehrende ist es, das Feuer am Brennen zu halten.